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INSTITUT FÜR ANALYTISCHE SUPERVISION

Düsseldorf (ASv)

Ausbildungs­konzept

Konzept Supervisions­ausbildung

DasInstitut für Analytische Supervision Düsseldorfhat das Ziel, SupervisorInnen auszubilden und praktizierenden SupervisorInnen weitere Qualifizierungen anzubieten. Die Aus- und Weiterbildung wird von erfahrenen Supervisor*innen, Psychoanalytiker*innen und Gruppendynamiker*innen durchgeführt. Das in dieser Form einmalige und neue Gesamtkonzept wurde von den Fachrichtungen Supervision und Psychoanalyse gemeinsam entwickelt. Der Ausbildungsabschluss nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Supervisiongewährleistet den Ausbildungsteilnehmern optimale Marktchancen. Die Ausbildung wird seit 2008 in Kooperation mit dem Ausbildungsgang „Psychodynamische Organisationsentwicklung und Coaching“ amInstitut für Psychodynamische Organisationsentwicklung und Personalmanagement Düsseldorf (POP) an der Akademie für Psychoanalyse und Psychosomatik Düsseldorf durchgeführt.

Für wen ist unsere Ausbildung interessant?

Das Angebot unseres Instituts richtet sich an Personen in medizinischen, wirtschaftlichen, pädagogischen, sozialen, therapeutischen und beraterischen Arbeitsfeldern mit Hochschulabschluss. Ebenso sind Fachkräfte, die aus anderen Bereichen kommen und ein humanwissenschaftliches Studium abgeschlossen haben, sowie Führungskräfte, angesprochen.

Die Aufnahmebedingungen für eine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Supervision regelt der Berufsverband.

Sollten Ihnen Voraussetzungen für eine Supervisionsausbildung fehlen, so sind wir Ihnen gern dabei behilflich, diese zu erfüllen.

Die psychoanalytischen Grundlagen unseres Supervisionskonzeptes

Es sei vorangestellt, dass die Ausbildung zum Supervisor/zur Supervisorin am Institut für Analytische Supervision Düsseldorfbei den Ausbildungsteilnehmer*innen selbst eine Persönlichkeitsentwicklung und Ich-Erweiterung anstoßen wird, die sowohl dem späteren Beruf des Supervisors als auch der eigenen Lebensqualität zu Gute kommt.

Allen Anwendungsfeldern liegt die Kernaussage der Psychoanalyse zugrunde, dass das menschliche Handeln nur zum Teil von rationalen und bewussten Motiven gesteuert wird. So unterliegt auch der Einzelne in seinen beruflichen Rollen, eingebettet in Team-, Institutions- und Organisationsstrukturen innerhalb seines beruflichen Feldes Prozessen, die dem Bewusstsein nicht ohne weiteres frei verfügbar sind. Durch eine sozusagen „systematisch betriebene Form der Selbstreflexion“ kann eine so verstandene Psychoanalyse dem Menschen in seinen jeweiligen beruflichen Tätigkeiten ein tieferes Verständnis für die eigenen unbewussten Motive, Bedürfnisse, Konflikte und die der Anderen ermöglichen. Verborgenes Wissen kann so zugänglich, Handlungsspielräume erweitert und Kreativität freigesetzt werden. Allerdings bedeutet diese hermeneutisch-intentionale Praxis als Handlungswissenschaft nicht, dass Handeln nun beliebig kontrollierbar sei.

Die moderne Psychoanalyse geht von einem individuellen Selbst aus, das sich aus „reflektiven Einschätzungen“ konstituiert und sich in dynamischen Interaktionen mit anderen entfaltet, eingebettet in eher fördernde oder hemmende Umwelten. Mit diesem Verständnis kann sowohl ein Beitrag zur Veränderung des Einzelnen in seinen beruflichen Rollen als auch strukturellen, die Rolle formenden, Bedingungen geleistet werden. Ein Wissen um Organisationen, hier als komplexe Systeme verstanden, soll den angehenden Supervisor*innen ebenfalls vermittelt werden, vor allem um die berufliche Rolle der Supervision selbst reflektieren zu lernen, die sich mit den von ihr initiierten Veränderungen in den Systemen, in denen sie tätig wird, auseinandersetzen lernen muss.

In dem systemisch zu begreifenden Denkmodell Freuds vom „Ich“, dem „Es“ und dem „Über-Ich“ wird Supervision vornehmlich eine Arbeit am „Ich“ leisten, unter Berücksichtigung des Unbewussten und andererseits auch moralischer Wertungen in ihren hemmenden und fördernden Aspekten. Dabei zielt psychoanalytische Supervision auf lösungsorientierte und entwicklungsfördernde Bearbeitung beruflicher Situationen und Probleme.

Das praktische und wissenschaftliche Lernen in der Ausbildung wird sich auf dem Hintergrund einer modernen psychodynamischen Theorie der zwischenmenschlichen Beziehungen abspielen. Ziel hierbei ist ganz allgemein Selbstwahrnehmung, Selbstbestimmung, Selbststeuerung, Eigeninitiative und Kreativität sich entfalten zu lassen und zu stärken. Dabei werden auch einige Aspekte der Systemtheorie praxisnah zur Anwendung kommen.

Mit Hilfe eines praktikablen Handwerkszeugs können z.B. regressive Phänomene in Arbeitsgruppen oder Autonomie-Abhängigkeitskonflikte am Arbeitsplatz mit Klienten, Vorgesetzten oder Mitarbeitern reflektiert und besprechbar werden. Auch der Beziehung zwischen Supervisor*in und Supervisand*in kommt exemplarische Bedeutung zu und kann an entscheidenden Stellen im Supervisionsprozess als ein In-Szene-Setzen von Berufsproblemen oder des Beziehungsgeschehens im Arbeitsalltag verstanden werden.

Struktureller Rahmen der Ausbildung

I. 40 Kurstage in 6 Wochenkursen und 3 Wochenenden (POP)
Im Rahmen der Kurswochen geht es um folgende inhaltliche Schwerpunkte:

  1. Einführung in die Beratungsform „Supervision“, Akquise und Kontakte (5 Tage Mi/So)
  2. Psychoanalyse und Supervision (Mi/So)
  3. Prozessuale Lerndiagnosen und Rolle im Kontext der Organsiation(Mi/So)
  4. Prozessuale Lerndiagnosen und Gruppe/Team (Mi/So)
  5. Organisationsdiagnostik in Supervision und Coaching und Elemente der Organisationsentwicklung – Modul „Organisation & Seele“ (Veranstalter POP, an 3 Wochenenden, jeweils 3 Tage Fr/So)
  6. Methoden der Supervision/Interventionstechniken, Genderaspekte (Mi/So)
  7. Rückblick und Ausblick: Konzepte von Supervision, Abschlussarbeiten, Evaluation (Mi-So.)

II. 9 Kurstage in 3 Workshops ‚analytische Gruppenselbsterfahrung‘ 
In diesen drei Workshops (Fr. bis So.) können die TeilnehmerInnen gruppendynamische Gesetzmäßigkeiten anhand eigener Erfahrungen in der Gruppe studieren („gruppendynamisches Laboratorium“). Diese Erfahrung wird den zukünftigen SupervisorInnen zum einen nützlich sein, um Aspekte von Team- und Gruppenprozessen verstehen und analysieren zu können. Zum anderen wird Ihnen auch die eigene Rolle, die sie in Gruppen einnehmen, anhand von Selbst- und Fremdwahrnehmungsprozessen bewusst werden. Auch dies ist ein wesentlicher Baustein für professionelles Handeln in der angestrebten neuen Berufsrolle.

III. 10 Studientage Balintarbeit im Kursrahmen 
Im Mittelpunkt der Balintarbeit steht die Vorstellung der Ausbildungsfälle und ihre Bearbeitung. Das speziell psychoanalytisch ausgerichtete Verständnis der Fälle in der Gruppe – in Ergänzung zu der Bearbeitung in den Lehrsupervisionen – soll die Fähigkeit stärken, das unbewusste Geschehen einer Beziehungsdynamik wahrzunehmen und zu nutzen. Dabei kommt der Kreativität der Gruppe, d.h. den Assoziationen und Sichtweisen der TeilnehmerInnen, sowie der Spiegelung in den Beziehungen im Hier und Jetzt der Gruppe ein besonderer Stellenwert zu.

Die Dauer einer Lehrsupervision beträgt 90 Minuten. In der Lehrsupervision werden Ausbildungsprozesse von 45 Sitzungen (Einzel-, Gruppen- und Teamsupervision) begleitet und bearbeitet. Ausgewählte, erfahrene LehrsupervisorInnen, die auch über eine analytische Kompetenz verfügen, werden den Teilnehmer während der gesamten Kurszeit im Einzelsetting ausbilden. Die Lehrsupervision ist in ihrer identitätsstiftenden Funktion auf dem Weg zum Supervisor/zur Supervisorin ein zentraler Ort der Ausbildung. Dem ASv wird von dem/der Lehrsupervisand/in eine schriftliche Endauswertung übermittelt, die detaillierte Aussagen zum Lernprozess in der Lehrsupervision beinhaltet.

Lernsupervisionsprozesse sind im Umfang von mindestens 45 Sitzungen durchzuführen. Eine Sitzung umfasst in der Regel 60 oder 90 Minuten. Eine der Lernsupervisionen muss eine Einzelsupervision, eine weitere eine Teamsupervision sein. Die Entscheidung über die Anerkennung der Prozesse trifft der Lehrsupervisor/die Lehrsupervisorin.

V. 50 Sitzungen ‚analytische Selbsterfahrung‘
Die Kursteilnehmer sollen sich im Einzelsetting selbst entdecken bzw. ihre unbewussten Selbstanteile und individuelle Beziehungsdynamik in der Übertragung erfahren. Hier ist auch der Ort, in dem die Aufarbeitung der Dynamik der Ursprungsfamilie im Kontext des gegenwärtigen Lebens geschehen kann. Dieser geschützte Raum unterliegt keinen Bewertungen über den Lernstand der künftigen Supervisorin/des Supervisors.

VI. 4 schriftliche Arbeiten 
Im Kursverlauf werden vier schriftliche Arbeiten angefertigt:

  1. Lerndiagnose
  2. Organisationsdiagnose/Felduntersuchung
  3. Abschlussarbeit
  4. Auswertung der Lehrsupervision

VII. Abschlusskolloquium 
Es findet ein Abschlusskolloquium statt, um die Ausbildung zu evaluieren.

KOSTENRAHMEN

Die Kurskosten für 33 Ausbildungsmonate betragen:

Anmeldegebühr € 120,00

für die Kurswochen (6 Wochenseminare, 3 Wochenenden, 3 Workshops) 32x monatl. € 195,00

für den Kursabschluss € 80,00

zur ersten Kurswoche als Anzahlung € 620,00

Kurskosten insgesamt: € 7060,00

Hinzu kommen Kosten für die Balintarbeit, Lehrsupervision, Einzelselbsterfahrung, die mit diesen Ausbildern einzeln abgerechnet werden.

Richtwerte pro Sitzung:

Studientag Balintarbeit 130,00 € (bei 6 Sitzungen)

Lehrsupervision a 90 Minuten ca. 150,00–180,00 €

Einzelselbsterfahrung ca. 90,00 – 110,00 €

ZIELE & AUFGABEN

Das unbewusste Potential der Menschen und sein Zusammenspiel mit den bewussten Zielen ist eine der zumeist ungenutzten Ressourcen im Arbeitsleben. Ein Ziel der Ausbildung ist daher den zukünftigen Supervisoren fundierte Kenntnisse über die bewussten, besonders aber die unbewussten Kräfte zu vermitteln, die die intra- und interpersonellen Prozesse im Berufsleben nachhaltig beeinflussen. Damit wird eine Erweiterung der Handlungskompetenz angestrebt.

Analytische Supervision/Coaching befasst sich traditionell mit psychosozialen und psychodynamischen Prozessen. Diese Prozesse finden im Kontext eines sich wandelnden Gesellschaftssystems statt und sind häufig eingebettet in komplexe Organisationsstrukturen. Daher ist es notwendig, Fallsupervision, Teamentwicklung, Praxisanleitung, Organisationsentwicklung, Wissensvermittlung usw. miteinander zu verknüpfen, aber auch gegeneinander abzugrenzen. Es gilt dann für die Supervisoren aus dem beratenen Subsystem herauszutreten und sich um die Sicht auf das Gesamtsystem zu bemühen. Dabei wird es auch um die Aneignung jeweils spezifischen Feldwissens gehen.

In der Regel ergeben sich für institutionell eingebundene Supervision die folgenden Aufgaben:

  1. Kontaktaufnahme
  2. Datenerhebung bzw. Anamnese
  3. Diagnose
  4. Selbstreflexion
  5. Interventionen
  6. Evaluation

Diese Zielsetzungen und Aufgaben analytischer Supervision/Coaching erfordern die folgenden persönlichen, theoretischen und methodischen Kompetenzen.

PERSÖNLICHE KOMPETENZEN

Analytische Supervision kann in ihrer Grundstruktur als Triade verstanden werden, in der sich über einen Perspektivwechsel ein Erkenntnisprozess vollzieht. In der Person der Supervisorin oder des Supervisors wird ein Dritter bzw. eine Dritte in den psychodynamischen Prozess des jeweiligen Arbeitsfeldes einbezogen. Sie kann als Außenstehende helfen, intra- und interpersonelle Verwicklungen innerhalb einer Institution oder Organisation, im Team oder zwischen Team und Klienten- bzw. Kundensystem besser verständlich zu machen.

Diese Position erfordert die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zur Mehrperspektivität und zur Rollenflexibilität in unterschiedlichen Settings. Der Erwerb dieser persönlichen Kompetenzen basiert auf einem kontinuierlichen Prozess der Selbsterfahrung und Selbstentfaltung, die die Kenntnisse eigener früher Bindungswünsche und in der Lebensgeschichte erfahrener Triangulierungsprozesse mit einbezieht. Diese Kenntnis ermöglicht die notwendige Distanz zum Selbst und zum Anderen.

THEORETISCHE KOMPETENZEN

Neben den benannten Prinzipien aus Psychoanalyse und einigen Aspekten der Systemtheorie ist der Erwerb von Kenntnissen über psychoanalytische Gruppentheorie und Gruppendynamik besonders hervorzuheben. In den verschiedenen gruppalen Settings der Supervision, wie der Klein- bzw. Großgruppe, dem Team oder der Projektgruppe in Systemen entsteht eine jeweils spezifische Eigendynamik. Diese wahrzunehmen und zu erkennen, ermöglicht geeignete Interventionen. Wissen über Beziehungs- und Kommunikationsmuster, Regeln der dyadischen Kommunikation, aber auch Regeln der Kommunikation zwischen mehreren Personen sind ebenfalls Grundlagen bei der Auswahl der Interventionsstrategien.

Wissen über Felder supervisorischer Tätigkeit und über Organisationen in ihren formalen und informellen Strukturen sowie die Kenntnis strukturell bedingter Interaktionen sind ein weiterer wichtiger Baustein der theoretischen Kompetenz.

METHODISCHE KOMPETENZEN

SupervisorInnen benötigen vielfältige methodische Kompetenzen. Für die psychodynamischen Aspekte ihrer Tätigkeit werden sie therapieverwandte Methoden, wie z.B. das Modell „Container-Contained“ von Bion, anwenden. Hierbei nimmt der Supervisor/die Supervisorin das Material der Supervisanden in sich auf, verwandelt es und gibt es zurück, so dass Weiterentwicklung möglich wird.

Bei der Beratung von Führungskräften in Unternehmen, aber auch in Not-For-Profit Organisationen können Coaching-Strategien herangezogen werden. Als Grundlage dient eine sorgfältige Diagnostik möglicher struktureller Verstrickungen zwischen Coachées und Arbeitsfeld. Je nach Konflikteskalationsgrad oder Strukturniveau sind Moderationsstrategien, Strategien der Prozessbegleitung, der sozio-analytischen Prozessbegleitung oder Vermittlungsstrategien gefragt.

Als Kernkompetenz zu verstehen ist die Methode des analytischen Beraters, der zwischen partieller Involviertheit bzw. Identifikation und distanzierter Beobachtung zu wechseln weiß. Sie befähigt Supervisoren, sich sowohl die innere und die äußere Welt der Gruppe als auch die Szene der Begegnung mit dem Klienten- bzw. Kundensystem vorzustellen und das Geschehen zu verstehen.

Schließlich gehören adäquate Deutungsstrategien zu den notwendigen methodischen Kompetenzen analytischer Supervision. Die Manifestierung latenter Themen und die Spiegelung bzw. Inszenierung psychischer und sozialer Strukturen können so prozessorientiert bewusst gemacht werden und sind von therapeutischen Vorgehensweisen abzugrenzen.

Die Einbeziehung der Balintmethode ermöglicht es den zukünftigen SupervisorInnen, das Potential und die Kreativität des Gruppenunbewussten zu nutzen und auch mit Assoziationen, Affekten, Bildern und Symbolen professionell zu arbeiten.